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Infos zur Gruppe

Higatu ist aus einem Treffem auf dem LaDIYfest 2016 entstanden. Seit dem trifft sich eine kleine Gruppe von cis-Männern regelmäßig und arbeitet auf verschiedene Weise  an den eigenen Biographien patriarchale Zurichtung und diskutieren einerseits, wie sie im Alltag sexistische Strukturen und Männerdominanz erkennen, andererseits auch, wie wir sie, wo es möglich ist, abbauen und schon im „Kleinen“ verändern können. Dabei sind uns Verbindlichkeit und Kontinuität wichtig, auch um uns kennenlernen zu können, um Vertrauen aufzubauen, damit das ständige „Abgechecke“, wer cooler und potenter ist, sowie das Boxringverhalten (Decken, keine Blöße geben, Lücke erkennen und zuschlagen) abgebaut werden können.

Die Gruppe versucht an die profeministischen Männerzusammenhaänge aus der „zweiten“ Frauenbewegung anzuknüfen. Profeministische Männergruppenarbeit bewegt sich immer auf einem schmalen Grad zwischen der Aufrechterhaltung von (verschleierter) Männerkumpanei in einem geschlossenen Raum und dem Versuch, dieser aktiv in den Rücken zu fallen. Dennoch halten wir es für notwendig, so lange antipatriarchale Kritik nicht wie selbstverständlich in unserem Alltag und unser Politik (als Männer) Platz hat und Männerkumpanei nicht benannt wird, Räume zu eröffnen, in denen wir an unserem Verhältnis zu anderen Männern, auch als Spiegel unserer selbst, arbeiten können. Patriarchale Herrschaft reproduziert sich u.a. auch durch das Herr- und Knechtverhältnis bzw. durch Führerbegehren und Untertanengeist unter Männern. Wir sehen eine profeministische Männergruppe als einen Raum, in dem eine gegenseitige Bestärkung entwickelt werden kann, diesen patriarchalen Wahnsinn aufzuzeigen und in der politischen Praxis auch außerhalb dieses Raumes uns selbst und Andere einer Kritik zu unterziehen. Frei nach Ingrid Strobl bedarf profeministische Solidarität „nicht so sehr der männlichen Genossen, die sich für […] Freunde halten, als der männlichen Genossen, die bereit sind, zum Feind des Mannes zu werden“ (sic).

Eine profeministische Männerkritik ist der schmerzhafte Prozess, zu erkennen, wie wir uns, unsere Mitmenschen und diese Welt zugrunde richten. Das bedeutet, die eigenen Beziehungen zu Menschen als gesellschaftlich und gesellschaftlich strukturiert zu reflektieren, ebenso den Feldzug gegen andere Männer und den Krieg gegen alles, was nicht „Mann“ ist. Außerdem: die patriarchalen Strukturen nicht nur außerhalb unserer (Heten-) Beziehungen zu wähnen. Profeministische Männerkritik bedeutet das Eingeständnis von sich wiederholender Ausflucht und Abwehr gegen eine an sich selbst vorgenommene oder an einen herangetragene Kritik zur Stabilisierung männlicher Vorherrschaft, das Eingeständnis des Kleinredens derselben und der Selbsterhöhung gegenüber anderen, „nicht so antisexistischen Männern“ sowie das Eingeständnis der auch „passiven“, stillschweigend eingegangenen Komplizenschaft in der Männerbündelei aus der Angst heraus, doch von der Teilhabe an Macht ausgeschlossen zu sein/werden. Eine profeministische Männerkritik darf nicht alleinig den Antifeminismus der AfD bekämpfen, ohne den sich in vielerlei Gestalt bahnbrechenden Antifeminismus in den eigenen Strukturen zu thematisieren. Sie darf nicht nur thematisieren, dass weltweit die Männergewalt in unterschiedlichster Form weiter eskaliert, und dabei die Gewalt, die sich in und durch uns und in unserem politischen Umfeld gegen Frauen abspielt, beschweigen. Das bedeutet auch, unser eigenes Weltbild zu hinterfragen und den Kampf um eine radikale gesellschaftliche Veränderung nicht als eine Ziellinie, die Mann als erster überrennen muss, zu begreifen.

„Der Befreiungskampf orientiert sich an einem revolutionären Feminismus oder führt in ein reformiertes Patriarchat.“ – Mondsicheln, Nov. 93 (Hamburger Frauen- und Lesbengruppe in den 90ern)